Kath. Pfarrei St. Laurentius

Konnersreuth in der Oberpfalz

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Bischof Dr. Rudolf Voderholzer würdigt Fritz Gerlich

Einen mehr als bemerkenswerten Vortrag hielt Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer (Bild) in der Konnersreuther Pfarrkirche, über Dr. Fritz Gerlich, dessen 80. Todestag am Montag begangen wurde. Der Bischof teilte mit, dass die Vorbereitungen für einen Informativprozess für einen möglichen Seligsprechungsprozess in München begonnen haben. (jr)


„Ein katholischer Märtyrer im Kampf gegen Hitler“

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer würdigt Fritz Gerlich –
Informativprozess für mögliche Seligsprechung hat begonnen

Konnersreuth. (jr) Es war merklich still in der Pfarrkirche St. Laurentius geworden, als Bischof Dr. Rudolf Voderholzer einen bemerkenswerten gut einstündigen Vortrag über Fritz Gerlich hielt, dessen Todestag sich am Montag zum 80. Mal jährte. Der Bischof outete sich als erklärter Verehrer des einstigen Journalisten, der durch die Konnersreuther Resl zum katholischen Glauben fand. Abschließend informierte der Bischof, dass im Mai dieses Jahres in München mit den Vorbereitungen für einen Informativprozess zu einer möglichen Seligsprechung begonnen wurde. Da brandete im Gotteshaus dankbarer Beifall auf.

Bischof Voderholzer betonte gleich zu Beginn seiner Predigt, dass der frühe Widerstand gegen den Nationalsozialismus bisher kaum Beachtung fand. „Ich habe mich ausführlich mit Fritz Gerlich befasst, seit ich sein Lebenswerk kennengelernt habe und seitdem lässt er mich nicht mehr los“, sagte der Bischof. „Er hat mit allem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Nationalsozialismus gekämpft, er musste dies mit seinem Leben bezahlen“. Dabei begann der Lebensweg von Fritz Gerlich alles andere als gerade. Er selbst schrieb am 2. August 1931, „die Vorsehung geht oft wunderbare Wege. Mein Lebensweg bis zum heutigen Tage, wo ich jetzt Katechumene der katholischen Kirche bin, ist durch viele Irrtümer durchgegangen. Ich bin ein Mensch, der nicht nur viel geirrt, sondern bei der Leidenschaftlichkeit meines Temperaments sicher mehr gefehlt habe, als andere Zeitgenossen. Ich habe allerlei wieder gutzumachen“. Wer war Fritz Gerlich? Ausführlich schilderte Bischof Voderholzer den Lebensweg des gebürtigen Stettiners, der 1901/1902 zum Studium nach München kam und seiner Wahlheimat fortan treu blieb. Im Juni 1910 erwarb Gerlich die bayerische Staatsbürgerschaft, die es ihn ermöglichte, sein Studium mit der Promotion abzuschließen. Mit Beginn des ersten Weltkriegs versuchte sich Dr. Gerlich auch politisch zu interessieren und sich zu engagieren. Dr. Gerlich erwarb sich den Ruf konsequent antimarxistisch eingestellt zu sein, dies ließ die Eigentümer der Münchner Neuesten Nachrichten (MNN), der Vorgängerin der heutigen Süddeutschen Zeitung, auf ihn aufmerksam machen. Dr. Gerlich vollzog einen sagenhaften Aufstieg und wurde bereits 1920 Hauptschriftleiter der Münchner Neuesten Nachrichten. „Dies war die größte Schlüsselstellung, die die deutsche Presse im Süden des Reiches kannte“, sagte der Bischof. Zwei weitere Ereignisse prägten Gerlichs weiteres Leben. Die Begegnung mit Adolf Hitler und dessen Putschversuch am 9. November 1923, sowie die Begegnung mit Therese Neumann. Am 2. Mai 1926 erschien in den MNN der Artikel „Das Mirakel von Konnersreuth“, worüber erstmals überregional über die Resl von Konnersreuth berichtet wurde. Ein weiterer Artikel erschien am 3. August 1927 in einer Beilage der MNN. Die Nachfrage nach dem Artikel über Therese Neumann war so groß, dass sie innerhalb von zehn Tagen viermal nachgedruckt und in 32 Sprachen übersetzt wurde. Gerlich war vom Erfolg dieser Beilage so überrascht, dass er beschloss nach Konnersreuth zu reisen, wo er dem Schwindel auf die Spur kommen wollte. Begleitet von Professor Franz-Xaver Wutz fuhren beide nach Konnersreuth, um an Ort und Stelle zu forschen. Sie konnten nichts entdecken, was auf einen Schwindel hindeutete, so fanden weitere Besuche statt. Die Erlebnisse in Konnersreuth, so der Bischof, ließen Dr. Gerlich keine Ruhe mehr und wurde durch die Begegnung mit der Resl zum überzeugten Christen. Gerlich schrieb damals, „eine vollkommenere Erfüllung der christlichen Forderungen habe ich bisher noch nicht erlebt“. Die Stellung Gerlichs bei den MNN war mittlerweile zunehmend angefochten. An seinem 45. Geburtstag 1928 kam es in der Redaktion zum handfesten Krach, der die Entlassung Gerlichs zur Folge hatte. Die jetzt freie Zeit nützte Dr. Gerlich zu einem zweibändigen Werk „Die stigmatisierte Therese Neumann von Konnersreuth“. Auf über 700 Seiten schilderte er bis ins Detail die Lebensgeschichte der Resl. Über Freunde der Resl stieß Dr. Gerlich zu einem Kreis in Eichstätte, die etwa ab 1930 als Gruppe der entschiedenste Gegner Hitlers waren. Diesem Kreis gehörte auch Kapuzinerpater Ingbert Naab an, vorbereitet durch den Pater trat Gerlich am 29. September 1931 in die katholische Kirche über. Am 9. November 1931 empfing Gerlich von Kardinal Michael von Faulhaber persönlich die Firmung. Seit dieser Zeit wich Therese Neumann nicht mehr aus seinem Weg des Glaubens. Fortan, so Bischof Dr. Voderholzer, traf Gerlich keine wichtigen Entscheidungen mehr, ohne vorher bei der Resl sich Rat zu holen. Therese Neumann war es auch, die im Bewusstsein der heraufziehenden Gefahr durch den Nationalsozialismus Naab und Gerlich ermunterte, wieder auf dem Gebiet des Journalismus tätig zu werden. Überliefert ist der Satz der Resl, so der Bischof, „ihr zwei müsst kämpfen. Helfen wird’s ja nichts, aber ihr müsst es tun“. Durch Unterstützung von Erich Graf von Waldburg-Zeil wurde die Wochenzeitung „Illustrierte Sonntag“ gekauft und die Zeitung „Der gerade Weg“ gegründet. Im Juli 1931 hielt Gerlich die Zeit reif, mit dem journalistischen Kampf gegen Hitler zu beginnen. Mit Leitartikeln, die an Deutlichkeit und Gedankenschärfe nichts zu wünschen übrig ließen, warnte Gerlich auf das Eindringliste vor den Konsequenzen der Nazi-Ideologie. Schon damals sagte Dr. Gerlich dem deutschen Volk bitteres Leid voraus, wenn sie sich der Führung Hitlers anvertrauen. Am 14. Februar 1932 erschien der Artikel „Hetzer, Verbrecher, Geisterverwirrte“, worin Dr. Gerlich die nationalsozialistische Zeitung „Völkischer Beobachter“ massiv angreift. In der Folge forderte Dr. Gerlich die Absetzung von Reichspräsident von Hindenburgs, sowie weiterer Reichsminister. Daraufhin wurde „Der gerade Weg“ für vier Wochen verboten. Am Abend des 9. März 1933 stürmte die SA die Redaktion des „Geraden Weg“ und nahm Fritz Gerlich, nach einer brutalen Misshandlung, in „Schutzhaft“. Doch dieser ließ nicht einschüchtern und blieb seiner standhaft. Bischof Dr. Voderholzer zitierte von Aufzeichnungen des ungarischen Regisseurs Stefan Lorant, der mit Gerlich inhaftiert war. Darin berichtet Lorant von massiven Misshandlungen an Fritz Gerlich. Diese gipfelten darin, dass einer der Männer schrie, „erschieß dich, du Schuft“. Gerlich entgegnete mit klarer Stimme, „ich erschieße mich nicht, ich bin Katholik“. Danach kniete Gerlich nieder, betete und wartete auf sein Ende. Doch die SA-Männer trauten sich und schleppten den Schwerverletzten wieder in seine Zelle. „Verrecken sollst du Hund“, brüllte einer der Bewacher, ehe er mit seinen Stiefeln auf den hilflosen Mann eintrampelte. In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1934 wurde Gerlich, in Zusammenhang mit der Ermordung weiterer Regimegegner, nach Dachau gebracht und dort erschossen.
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